Lebga, Bilola und Lebaga aus Bali Nyonga, Bezirk Mezam, Nordwest-Kamerun
Geburtsjahr: 2011
Geburts-/Wohnort: Bali Nyonga / Nordwest-Kamerun
Als Patenkinder vermittelt durch Ashia: Februar 2016
Wenige Tage vor Weihnachten 2015 lernten wir Lebga (damals 4 Jahre alt) und seine Geschwister Bilola (Jahrgang 2005) und Lebaga (Jahrgang 2003) kennen. Eine Geschichte, die uns fast das Herz brach. Weihnachten stand vor der Türe. Doch wie konnten wir Weihnachten feiern, wenn soviel Leid um uns herum herrschte? Sozialarbeiterin Schwester Anna hatte uns auf diese Kinder und ihre Mutter Emerencia aufmerksam gemacht und uns um Hilfe gebeten. Gemeinsam gingen wir zu Fuss zur Familie, welche nicht unweit des Konvents der Schwestern lebt, wo wir bei unseren Aufenthalten in Bali Nyonga täglich anzutreffen sind.
Was wir vorfanden, war einmal mehr erschreckend. Die Mutter und alle Kinder wirkten verloren und völlig ohne Zukunftsperspektive. Mama Emerencia hat insgesamt 7 Kinder. Uns verwirrte die fast identische Namensverteilung der zwei jüngsten Knaben, was jedoch so korrekt ist. Ihr Mann wollte im Jahr 2013 ihr Haus fertig bauen. Doch er verstarb, bevor die Arbeit vollendet werden konnte. Seit da kämpft die Mutter mit den Kindern ums Überleben. Ihr Haus war erst zu einem Drittel fertig. Nur ein einziger Raum hatte ein Dach. In diesem kleinen Raum, der als Wohn-/Schlafraum und Küche benutzt werden musste, lebten die Mutter und die vier jüngsten ihrer sieben Kinder. Die drei ältesten Kinder lebten im weit entfernten Limbe bei Verwandten. Sie waren schon 18 Jahre und älter. Wie alt ihre Kinder genau waren, konnte uns die Mutter nicht sagen. Auch ihr eigenes Alter wusste sie nicht. Schätzungsweise war sie Jahrgang 1975. Ihr Kopf war voller anderer Sorgen. Die zwei Jüngsten Lebga und Bilola besuchten die katholische Schule direkt nebenan. Lebaga besuchte die Sekundarschule.
Der Wohnraum war eng und das ganze Haus baufällig. Ein Teil des Gemäuers war bereits zusammengebrochen. Zwei Räume waren ohne Dach und deswegen unbewohnbar. Alles war auf dem nackten Erdboden und reinsten Erdblöcken ohne Verputz erbaut worden. In dieser Hütte zu leben war für uns schlicht unvorstellbar. Die Mutter hielt sich mit kleinen Geschäftchen von An-/Verkauf über Wasser. Doch es war für sie unmöglich, alleine genug für die ganze Familie zu verdienen.
Wir erfuhren, dass die Familie für ihr persönliches «Geschäft» keine Toilette hat, sondern in den Busch der Mission gehen muss. Eine Dusche oder Waschstelle hatten sie ebenfalls nicht. Dies taten sie einfach dort, wo gerade niemand zuschaute. Zwar stand eine Duschstelle direkt hinter ihrer Hütte und auf ihrem eigenen Land, doch diese haben Nachbarn hingestellt, ohne sie zu fragen. Benützen dürfen sie diese trotzdem nicht. Frustriert teilte Emerencia mit, sie habe in diesem Gehöft nichts zu melden. Sie sei Witwe und im besten Falle geduldet, doch eine Stimme habe sie nicht. Niemand interessierte sich für sie.
Ein halb eingefallenes Häuschen, das wir erst als Toilette vermutet hatten, diente als Heiligenschrein. Die Nachbarn verehrten hier ihre eigenen Götter. Emerencia ist katholisch und besucht die direkt nebenan liegende Kirche. Das Grab ihres verstorbenen Mannes und ihres Schwiegervaters liegen direkt hinter der Hütte. Glücklicherweise hatten wir dies schon auf anderen Gehöften angetroffen, sonst wären wir sicherlich aus Versehen darauf getreten. Nur einige in Reih und Glied angeordnete Steine deuten darauf hin, dass hier jemand beerdigt worden war.
Bereits wenige Tage später kamen wir mit unserem Baumeister zur Familie, welcher für uns eine Offerte für die Fertigstellung des Hauses berechnete. Wir stellten zudem fest, dass das Dach voller Löcher und in der Regenzeit undicht war. Im einzigen Raum brannte Feuer auf der Kochstelle. Zum Feuer machen benutzten sie feine Hobelspäne, weil diese viel günstiger sind als Holz und länger brennen. Einige einfache Geräte zum Kochen waren vorhanden. Drei Steine dienten als Halt für den Kochtopf. Emerencia ärgerte sich, dass sie nicht einmal die Türe ihres Hauses abschliessen konnte, da sie kein Schloss besass. Sie habe keinerlei Privatsphäre... Zudem übergaben wir der hilflosen Familie Lebensmittel. Wir hatten für sie zwei Flaschen Öl, fünf Kilogramm Reis, drei Pakete Spaghetti, Süssgetränke, Maggiwürfel und vier Seifen eingekauft. Emerencia war nicht zu Hause und die drei noch kleinen Kinder alleine. Ihre Mutter war einkaufen. Die beiden Älteren kochten auf dem offenen Feuer Reis. Draussen im Freien bereitete Lebaga drei Tomaten in einem Topf über dem Feuer zu, was insgesamt höchstens einen Löffel Sauce für alle ergab. Das war das gesamte Weihnachtsessen der Familie! Die Kinder taten uns so sehr leid, wie sie alleine im Dunkeln ihr Abendessen zubereiten mussten. Und dies sicherlich nicht nur an diesem Abend, sondern täglich. Tag für Tag zu wenig und im Dunkeln ohne Strom. Jeden Tag das Wohn-Schlaf-Küchenzimmer über und über voll mit qualmendem Rauch, worin sie essen und später schlafen. In so einer Situation in Tränen auszubrechen wäre ein Einfaches gewesen.
Nur wenige Tage später begannen unsere Bauarbeiter, das Haus der Familie fertig zu stellen. Die Mutter und ihre Kinder halfen mit. Ihre Aufgabe bestand darin, Blöcke für die neuen Mauern anzufertigen. Ganze 100 Erdblöcke fertigte der damals 12 Jahre alte Lebaga alleine in einem Tag. Wir freuten uns riesig, dass die Familie ihr Leben wieder anpackte und gemeinsam dazu beitrug, dass ihre Zukunft einfacher und fröhlicher wurde.
Nach einem Aufruf via Facebook konnten wir kurz nach unserer Rückkehr Mitte Februar 2016 innerhalb 30 Minuten drei SpenderInnen finden, welche die Patenschaft für Lebga und seine Geschwister übernahmen. Wir freuen uns riesig und bedanken uns von Herzen bei Katrin Schelling, Cäcilia Röllin-Müller und Ruedi Nauer für ihre finanzielle Hilfe!
Im April 2017 konnten wir der mittellosen Familie sogar eine neue Küche in Form eines kompletten kleinen Häuschens finanzieren. Endlich müssen die Kinder nicht mehr unter dem freien Himmel oder im Wohnzimmer kochen. Die Mutter kann zudem ihre Ernte unter dem schönen Blechdach zum Trocknen aufhängen. Eine grosse Hilfe für alle. Herzlichen Dank der Firma A&F Computersysteme AG für diese wunderbare Spende!
Wenn Sie daran interessiert sind, ebenfalls eine Patenschaft zu übernehmen, treten Sie mit uns in Kontakt. Wir helfen Ihnen gerne weiter!