Unser Mikrokredit-Programm in der Region Gobo starteten wir offiziell im August 2018. Viele Menschen in der Region Extrême-Nord von Kamerun haben nie gelernt, mit Geld umzugehen. Sie wachsen von Kindesbeinen an völlig mittellos auf und leben täglich von «der Hand in den Mund». Jede grössere finanzielle Ausgabe bringt sie in Schwierigkeiten. Seien es die jährlich wiederkehrenden Schulgelder (pro Kind gerade einmal 20 CHF), unverhoffte Spitalaufenthalte oder die Instandhaltung ihrer Hütte: kaum jemand kann es sich leisten. Häufig treffen wir an, dass Bewohner aus ihrer Not die Ernte zu früh einholen, weil sie sofort Geld benötigen und den Verkauf starten müssen. Schlussendlich ist ihr Ertrag viel kleiner, als wenn sie einige Wochen hätten warten können. Die Menschen drehen sich in einer Spirale der Geldnot und finden ohne Hilfe kaum aus ihrer Armut.
In unserem Mikrokredit-Programm erhalten benachteiligte Familien Unterstützung und eine betreuende Ordensschwester, die ihr Geld für sie verwaltet. Mit einem Startguthaben von CHF 35.– pro TeilnehmerIn/Jahr wird begonnen. Das Ziel ist es, jeden Monat CHF 4.– zurück zu bringen. Wer das monatliche Geld nicht zurückbringen kann, muss sich vor den restlichen TeilnehmerInnen erklären. Mit dem Startguthaben können die TeilnehmerInnen zusätzliches Saatgut für ihre Felder einkaufen und erhalten damit einen weiteren Verdienst aus ihrer Ernte. Sie können zudem Lebensmittel zur Lagerung einkaufen, welche später teurer verkauft werden können. Beispiel: 1 Sack Hirse à 50 kg kostet auf dem Markt je nach Saison zwischen CHF 15.– und CHF 40.–. Des Weiteren bewirtschaften die TeilnehmerInnen miteinander ein Stück Land mit Mais, Erdnüssen oder Baumwolle. Auch dieser Verkauf bringt Geld in ihre Mikrokredit-Kasse. Die Gruppe hat noch eine weitere Aufgabe: sie ist ein soziales Gefüge, in dem man sich einmal im Monat trifft und gegenseitig hilft. Man spricht über Probleme in der Familie und hilft sich finanziell bei einem unerwarteten Spitalaufenthalt oder Todesfall.
Planmässig ist am Ende des Jahres das ganze Geld zurück bezahlt plus zusätzlich ein Gewinn vorhanden. Mit dem Gewinn (12 x CHF 4.– = CHF 48.– = Gewinn von CHF 13.–) werden Schulden von TeilnehmerInnen übernommen, neue Mitglieder aufgenommen und das gemeinsam gemietete Stück Land bezahlt.
Unsere Erfahrung über eine zweijährige Testphase zeigte, dass es fast alle Familien sehr bald schaffen, ihr Schulgeld zu bezahlen, ihre Häuser in Stand zu halten und Kleider zu kaufen. Sie leiden nicht mehr unter der Hungersnot und haben genug zu Essen für alle Angehörigen, bis die nächste Ernte eingeholt werden kann. TeilnehmerInnen, die zuvor oft krank waren, sind gesünder, weil sie etwas haben, womit sie sich beschäftigen können. Sie sind zudem glücklicher, weil sie sich sogar ab und zu etwas Kleines leisten können. Vielen wird erst in der Gruppe bewusst, dass sie seit Jahren immer wieder Schulden hatten. Sie lernen, hart für ihren Alltag zu arbeiten. Die Denkweise verändert sich und man ist froh, dass man beschäftigt ist und etwas zu tun hat. Nur wenige TeilnehmerInnen bestehen nicht, weil sie beispielsweise schwer erkranken und nicht mehr arbeiten können oder kein Durchhaltevermögen besitzen.
Unser Mikrokredit-Programm wird von den Meisten als Geschenk angesehen, das ihnen hilft, sich aus ihren schlechten Lebensumständen zu befreien. Zur Zeit nehmen...
20 Personen (Stand August 2020)
... aus der Region Gobo teil. Wir versuchen laufend, Frauen aus unserem Mutter-Kind-Programm davon zu überzeugen, Mitglied zu werden und sich der Gruppe anzuschliessen.