Geburtsjahr: schätzungsweise 1996
Geburts-/Wohnort: Bafoussam / West-Kamerun
Als Patenkind vermittelt durch Ashia: Oktober 2018
Im Januar 2018 trafen wir Nathalie Rose im Alter von schätzungsweise 22 Jahren zum ersten Mal. Mutter Salome, zwei Brüder und Schwester Jussy trugen sie in Bafoussam zu uns, um nach Hilfe zu fragen. Nathalie Rose ist seit ihrer Geburt schwer behindert. Sie kann nicht gehen, stehen oder auf dem Boden kriechen. Über Jahre sass sie hilflos auf dem nackten und schmutzigen Erdboden. Blutsaugende Sandflöhe hatten ihre Hände und Füsse befallen. Ihr Anblick war auch für uns sehr ergreifend, denn Nathalie Rose verstand trotz ihrer Behinderung sehr genau, was mit ihr geschah, obwohl sie weder sprechen noch sich andersweitig ausdrücken kann. Die Angehörigen waren verzweifelt und wussten nicht, was sie mit Nathalie tun können. Sie hofften, dass wir ihr mit einer Beinoperation helfen. Doch ihre Behinderung ist nicht operativ behandelbar.
Wir entschieden, ihr einen Rollstuhl aus der Schweiz zukommen zu lassen, welchen sie im März 2018 erhielt. Im Oktober 2018 besuchten wir sie zu Hause und wollten sehen, wie es ihr geht. Einer der ergreifendsten Momente unserer gesamten Aufenthalte der vergangenen 12 Jahre stand uns bevor...
Als wir auf das Gehöft der Familie fuhren, fanden wir Nathalie alleine zu Hause. Sie sass an der brennenden Sonne auf dem nackten Erdboden, schwitzte, weinte, war durstig, schmutzig und kaum bekleidet. Die hilflose junge Frau konnte sich nicht alleine aus ihrer misslichen Lage befreien und realisierte ganz genau, was die Angehörigen ihr angetan hatten. Sie schämte sich und versteckte ihr Gesicht vor uns. Ihre Füsse und Hände waren über und über von Sandflöhen befallen. Schockiert nahmen wir zur Kenntnis, dass Nathalie einfach ihrem Schicksal überlassen worden war. Warteten die Angehörigen nur darauf, dass sie verstarb, damit sie ihnen nicht mehr zur Last fiel?
Als wir uns nach dem ersten Schrecken erholt und erfolglos nach den Angehörigen gerufen hatten, hievten wir sie gemeinsam in den Schatten. Wir reichten ihr von unserem Trinkwasser, welches sie durstig zu sich nahm. Zudem reinigten wir mit Feuchttüchern ihr Gesicht.
Nach einer Weile kam ihre Mutter mit einem Kleinkind von der Farm. «Warum schaust du nicht zu deiner Tochter?» erkundigten wir uns bei ihr. Wir erklärten, dass dieser Zustand absolut untragbar ist und es so nicht weiter gehen kann. Die Mutter erzählte diverse Dinge in Dialekt und unter anderem, dass sie mit ihrer behinderten Tochter völlig überfordert ist. Die Situation ist ihr längst über den Kopf gewachsen. Doch da sie mehrere erwachsene Kinder hat, müssten sie gemeinsam in der Lage sein, für Nathalie zu sorgen. Warum wurde der Dreck um die Hütte nicht beseitigt und die Hütte nicht gesäubert? Warum sass Nathalie nicht wenigstens im Rollstuhl und trug Kleider? Die Mutter erklärte, dass Nathalie sich ständig in die Hosen macht und so den Rollstuhl nur verschmutzen würde.
Ihr Zustand war wirklich der Schlimmste, den wir jemals angetroffen hatten. Was konnten wir tun, um dieser Familie zu helfen?
Es war uns sofort klar, dass wir einen Spezialbeitrag für sie hinterlassen würden, damit jemand regelmässig vorbei geht, ihren Zustand kontrolliert und die Familie mindestens Windeln zur Verfügung hat. Nathalie tat uns unendlich leid. Vor allem, weil sie genau realisierte, was ihr angetan wurde und sie ihre Familie trotzdem bedingungslos liebt. Dies zeigte sich, indem sie ihrer Mutter ohne zu zögern einen Lolli verschenkte, den sie von uns erhalten hatte.
Obwohl Nathalie bereits das Kindsalter überschritten hatte, fanden wir via Facebook nur Tage später in Patentante Christina weitere Unterstützung. Sie bot sofort an, Nathalie längerfristig finanziell beizustehen und der Familie so zu helfen. Mit einer Betreuungsperson, die regelmässig vorbei geht und der überforderten Mutter unter die Arme greift sowie der Finanzierung von genügend Nahrungsmitteln und Windeln wird ihr eine grosse Last abgenommen.
Wenn Sie daran interessiert sind, ebenfalls eine Patenschaft zu übernehmen, treten Sie mit uns in Kontakt. Wir helfen Ihnen gerne weiter!