Im September 2018 fuhren wir zum ersten Mal in Begleitung des Bischofs der Diözese Yagoua nach Moutourwa. Er hatte uns von dieser katholischen Primarschule erzählt, welche dringend Gebäude für ihre rund 400 Kinder benötigte. Moutourwa ist eine Grossstadt mit zirka 40 000 Einwohnern und liegt 52 Kilometer entfernt von Maroua. Die Stadt wird auch als «von den sechs Bergen geschütztes Dorf» bezeichnet. Es wird von einem Häuptling geleitet und umfasst mehr als 36 Dorfchefs (genannt Lawane). Die Bevölkerung besteht in erster Linie aus dem Stamm der Giziga, der einzigen indigenen Bevölkerung sowie einigen Guidar, Tupuri und Mundang.
Diese Schule in Moutourwa existiert seit 2011. Sie hatte viel zu wenige Klassenzimmer. Die Primarschüler wurden notdürftig in den Räumen der Pfarrei, der Kantine und in verschiedenen Sitzungsräumen untergebracht. Auch die Toilette, die die Kinder benützen dürfen, teilen sie sich mit den Pfarrern und Katecheten. Pro Klasse steht ein Lehrer zur Verfügung, der gleichzeitig bis 80 Kinder unterrichtet. Ein Schuljahr kostet pro Kind 15 000 CFA (knapp 25 CHF). Wenn sie die 6. Klasse beendet haben, können die Kinder 15 Kilometer weiter eine Sekundarschule besuchen. Die Jüngsten, welche frisch von zu Hause kommen, verstehen üblicherweise noch kein Französisch (die offizielle Landessprache dieser Region). Die Lehrpersonen helfen ihnen die ersten beiden Schuljahre in den Dialektsprachen Fulfulde oder Giziga. Ab der dritten Klasse wird ausschliesslich Französisch gesprochen.
Um Fotos für unsere Dokumentation zu erstellen, liessen wir die Drohne über dem Gelände und allen Kindern kreisen. Sie kreischten vor Freude. «Wenn ihr fleissig die Schule besucht und lernt, könnt ihr dies eines Tages selber bauen», lautete die Motivation an die Kleinen. «Was möchtest Du später werden?», fragten wir sie. Die Kinder träumen davon, Lehrerin, Gemeindechef, Ingenieur, Pfarrer oder Ordensschwester zu sein. «Wenn Du Pfarrer wirst, bist Du Ingenieur von Gott. Das ist auch gut!», kommentierte der Bischof einen eifrigen Burschen.
Nach unserem Schulbesuch wurden wir im Pfarrhaus erwartet. Mit den 15 anwesenden Lehrpersonen, Schulverantwortlichen sowie Elternvertretern verhandelten wir die weiteren Schritte zum gemeinsamen Schulhausbau. Da sie sich aufgrund der vielen Kinder grössere Schulräume als unser Standardmass wünschten, steuerte die Diözese einen finanziellen Beitrag hinzu. Allen ist klar, dass Bildung der Schlüssel zum Erfolg ist. Die Verantwortlichen bedankten sich von Herzen für unsere Hilfe und vor allem auch beim Bischof, der uns zu ihnen gebracht hatte. Alle versprachen, gemeinsam mitzuhelfen, damit unser Bauprojekt erfolgreich enden würde.
Da im Anschluss an die Regenzeit genug Wasser vorhanden war, konnte der Aufbau sofort beginnen. Im Mai 2019 war das Schulhaus fertig. 65 Kinder der 6. Klasse durften sofort einziehen.
Im Oktober 2019 waren wir erneut vor Ort, um das fertige Gebäude offiziell der Schule zu übergeben. Nach dem Besuch aller Kinder in ihren provisorischen Klassenzimmern begutachteten und fotografierten wir unser neues Primarschulhaus. Baumeisterin Habiba hatte wunderbare Arbeit geleistet. Wir bedankten uns herzlich bei ihr. Seit 2010 erstellt sie selber Baupläne und hat fünf Angestellte. Seit ihrer Kindheit träumte sie davon, einmal als Baumeisterin tätig zu sein. Habiba imponiert uns sehr. Sie ist die erste und einzige uns bekannte Frau, welche in der Baubranche tätig ist und in ihrer Region eine absolute Ausnahme.
Die Schule betreibt eine eigene Schreinerei, worin die Bänke für unsere neuen Klassenzimmer angefertigt wurden. Zur riesigen Freude aller Kinder liessen wir erneut die Drohne steigen. Die Kinder waren so begeistert, dass wir das Fluggefährt kaum wieder landen konnte. Alle rannten ihm über den grossen Schulhausplatz hinterher und waren ausser Rand und Band. Wir freuten uns mit ihnen über das gelungene Projekt. Die Lehrpersonen und Pfarrer bedankten sich von Herzen für unsere Unterstützung. Sie erklärten uns, in ihrer Sprache Giziga bedeute der Name Katja «Du bist mit uns» – was für eine schöne Erläuterung!
Das Schulhaus in Moutourwa konnten wir dank dem Osterlauf 2018 der ➤ SekundarschülerInnen Eglisau realisieren. Wir danken von ganzem Herzen für diese Grosszügigkeit!