Vom Schicksal der 13 Jahre alten Germaine erfuhren wir Anfang März 2017. Sie lebt mit ihrer Familie in Ess bei Gobo. Schon seit ihrer Geburt litt sie an einem ständig grösser werdenden Geschwulst an ihrem Steissbein. Die Eltern haben über die Jahre diverse Spitäler der Region bis in den Tschad besucht, doch niemand konnte dem Mädchen helfen. Schlussendlich landete sie im katholischen Spital von Gobo im Norden Kameruns, wo sie auf Ordensschwester Bertha traf. Diese dokumentierte ihre Krankheit und wandte sich verzweifelt an Ashia, ob wir ihr helfen können.
Schwester Bertha konnte ausfindig machen, dass ein Spezialist in einem Spital in Douala im Süden Kameruns (über 1600 Kilometer entfernt von Gobo) Germaine helfen könnte. Der Arzt diagnostizierte ein Steissbeinteratom. Der häufigste Tumor bei Neugeborenen, der bei 1 von 35 000 bis 40 000 Geburten auftritt. Man bezeichnet damit einen Fehlbildungstumor im unteren Bereich der Wirbelsäule, der bis in das Becken vorwachsen kann.
Die Eltern willigten ein, das Mädchen für eine erste Voruntersuchung auf die weite Reise ans andere Ende des Landes zu schicken. Nur Vater Philippe Iroussa kann die Landessprache Französisch sprechen. Somit war er der Einzige, der seine Tochter begleiten konnte. Der 45-Jährige ist Bauer und lebt mit zwei Frauen in Polygamie. Die Familie hat insgesamt 13 Kinder, wovon leider 5 verstorben sind. Germaine ist die jüngste ihrer 38-jährigen Mutter Asta Alher.
Leider brach sich Germaine kurz vor der Abreise bei einem Unfall ihr Bein und konnte somit nicht reisen. Es vergingen mehrere Wochen, bis sie davon genesen war und erneut über die Reise nachgedacht werden konnte. Inzwischen war die Regenzeit angebrochen. Doch wer würde in der langen Abwesenheit des Vaters die Felder der Familie bewirtschaften, wo doch nur wenige Tage im Jahr Regen fällt? In dieser Zeit muss die Hirse für das ganze Jahr gepflanzt werden. Damit Germaine nicht noch länger leiden musste und endlich Hilfe bekam, versprachen wir dem Vater, wenn er sich gut um seine Tochter sorgt, auch dafür finanziell aufzukommen. Dabei ging es um 7 Säcke Hirse à je CHF 33.–. Zuerst musste sich der Vater eine Identitätskarte beschaffen, damit er so weit reisen konnte. Papiere besass er keine, da er bis anhin noch nie gereist war.
Mittlerweile war es Juli 2017 geworden und Schwester Bertha half den beiden, ihre Reise zu organisieren. Nach einer 600 Kilometer langen Busfahrt zum einzigen Bahnhof im Norden (Ngaoundéré) fuhren die beiden in einer mehrstündigen Zugfahrt in den Süden des Landes, wo die leibliche Schwester von Ordensschwester Bertha sie am Bahnhof in Yaoundé abholte und zum Spital nach Douala begleitete. Sie war es auch, die während der ganzen Zeit für Germaine sorgte und sich dem Mädchen wie einer eigenen Tochter annahm.
Nach der ersten Voruntersuchung war schnell klar, dass an diesem schwierigen Eingriff 4 Ärzte beteiligt sein müssen. Nach mehreren Abklärungen, Röntgenbildern, Labortests und Gesprächen wurde die komplexe Operation am 28. Juli 2017 durchgeführt. Alles verlief nach Plan und schon wenige Tage später durfte Germaine das erste Mal aufstehen. Ihre grosse Wunde schmerzte zwar noch sehr, doch sie strahlte über das ganze Gesicht, als unser Vereinsmitglied Christian sie im Spital besuchte. Endlich war sie von ihrem Leiden befreit. Die grosse Wunde musste über viele Wochen gepflegt und verarztet werden. Ende August 2017 war ein zweiter Eingriff nötig, der ebenfalls erfolgreich ausgeführt wurde. Germaine konnte nach knapp 5 Monaten zurück in ihre Heimat. Alle freuen sich riesig, dass sie endlich gesund ist und ihre Ankunft im eigenen Dorf löste riesige Begeisterung aus.
Wir konnten dank zwei grosszügigen privaten Spenden die gesamten finanziellen Auslagen für Germaine übernehmen. Die Jahresration Hirse der Familie, die Transporte ins Spital und zurück, die Voruntersuchungen und Labortests, die beiden Operationen, alle Medikamente, den mehrere Wochen langen Spitalaufenthalt inklusive Lebensmittelkosten und Entlöhnung der Pflegeschwester sowie einen Beitrag an Germaines Schuluniform und Schulutensilien, damit sie bereits in Douala die ersten Wochen des Schuljahres absolvieren konnte. Diese beliefen sich auf rund CHF 3900.–. Nachkontrolle inkl. Transport und Unterkunft im August 2018: CHF 500.–
Wir danken unseren Spendern von Herzen, welche Germaine diese Operation ermöglicht haben! Dank dieser Unterstützung ist das Mädchen endlich fröhlich. Vorbei sind die Schmerzen, die Scham und die Tränen. Diese Reise und vor allem die grosszügige Hilfe werden das Mädchen und die ganze Familie ihr Leben lang nicht mehr vergessen.