Im Mai 2018 erhielten wir einen handgeschriebenen Brief aus dem kleinen Buschdörfchen Kagouri in der Region Adamaoua. Dorfchef Aboubakari erklärte uns in seinem Brief ihr Problem und hoffte so sehr, seine Bitte um ein Schulhaus würde durch uns erhört. Denn der Staat schien diesen abgeschiedenen Ort vollkommen vergessen zu haben. Hilfe von dort zu erhalten war für das Dorf genau so unwahrscheinlich wie ein Lotto-Sechser.
Kagouri besteht aus rund 500 Bewohnern, welche sich überwiegend mit Viehzucht und Ackerbau (Mais, Peperoni, Erdnüssen und Maniok) beschäftigen. Sie leben in 30 einfachsten Buschhütten und gehören zum Stamm der Fulbe – einem ursprünglich nomadisierenden Hirtenvolk – und sind muslimischen Glaubens. Im Jahr 2015 eröffneten sie mit zwei einheimischen Lehrern eine eigene Schule, um ihre 88 Kinder in den Klassen 1 bis 4 unterrichten zu können. Pro Schuljahr bezahlt ein Kind 500 CFA (0.83 CHF), womit die Lehrer finanziert werden. Ein geeignetes Gebäude dafür zu errichten, war für die Bewohner ein Ding der Unmöglichkeit. Die Kinder sassen in einem niedrigen Strohdach-Unterstand und in einer aus einfachsten Mitteln errichteten kleinen Hütte. Eine Tafel und sechs Bänke gehörten zum gesamten Mobiliar, das sie sich hatten leisten können.
Ihre Kinder in ein Nachbardorf zu schicken war ein zusätzliches Problem. Die nächstgelegene Schule ist so weit zu Fuss entfernt, dass Kinder den Weg erst im Alter von 10 Jahren alleine unternehmen können. Zudem schneiden ihnen in der Regenzeit zwei breite Flüsse den schmalen Fusspfad ab. Eine Brücke gibt es nicht.
Wir erkannten den Ernst der Lage und entschieden, unser Vereinsmitglied Gregory Mitte Januar 2019 nach Kagouri zu schicken, um ein eigenes Bild der Situation zu erhalten. Im Laufe des Gesprächs kamen wir zum Schluss, dass die Bewohner bereit waren, mit uns gemeinsam ein Gebäude zu errichten. Sie bestätigten ihren eigenen Anteil in Form der Anfertigung von Erdblöcken, Wasser auf die Baustelle tragen und die Arbeiter während der Aufbauzeit zu verpflegen. Dank Spende der ➤ Reformierten Kirchgemeinde Münchenstein sowie der➤ Arnold Walker AG konnten wir glücklicherweise umgehend unseren Neubau in die Wege leiten.
Da die Regenzeit kurz bevor stand, verloren die Arbeiter keine Zeit und betätigten sich im Eiltempo am Aufbau. Anfang März 2019 waren die Erdblöcke fertig und es wurde mit dem Aufbau begonnen, welcher bereits Ende März 2019 abgeschlossen werden konnte.
Der Schlüsselübergabe von Anfang Mai 2019 stand nichts mehr im Wege. Damit die Kinder nicht länger mit der Benützung ihrer neuen Schule warten mussten, wurde das Schulhaus durch unsere verantwortlichen Personen vor Ort offiziell eröffnet und in einer kleinen Feier den Dorfbewohnern übergeben. Das Gebäude besteht aus zwei Schulräumen mit stabilen und einbruchsicheren Eisentüren. Gemäss Aussage der Dorfbewohner war dies für sie der wunderbarste Tag! Sie hätten schon sehr viel von ihrem Landespräsidenten im Fernsehen gesehen, doch ihr persönlicher Präsident sei hier und heute zu Besuch! Sie dankten uns von ganzem Herzen für ihre zwei neuen Klassenzimmer sowie die 30 neuen Tische und Bänke.
Aufgrund der weltweiten Corona-Pandemie konnten wir das Gebäude erst im November 2020 offiziell einweihen. Die Dorfbewohner sind überglücklich und stolz, dass sie ein so wunderschönes Primarschulhaus erhalten haben und vor allem auch, dass zum allerersten Mal eine weisse Person bis zu ihnen gekommen ist.
Dimensionen:
Aussenmasse: 12,45 x 5,3 Meter
Innenmasse eines Klassenzimmers: 6 x 5 Meter
Veranda: 12,45 x 2 Meter
Kosten:
Die gesamten Baukosten inklusive Bemalung beliefen sich total auf zirka CHF 10 000.–.
Zeitfenster:
Projekt-Start (Zusage und Geldübergabe): Januar 2019
Projekt-Fertigstellung: Mai 2019
Offizielle Ashia-Übergabe: aufgrund von Corona-Einreisestopp erst im November 2020
Hauptsächlich benötigte Materialien:
4000 Blöcke aus getrockneter Erde, 110 Pack Zement à 50 kg, 120 Stangen Armierungseisen,
60 Dachlatten, 68 Zink-Bleche für das Dach, 50 Latten für das Baugerüst, 2 Eisentüren